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Das SBS auf dem KreidebergAller Anfang ist schwer
»Entweder diese kleinen schwarzen Insekten – oder ich. Du musst dich entscheiden!« hat meine Frau Elfi zu mir gesagt, als sie die gerade geschlüpften Gespenstschrecken nicht nur an mehreren Stellen in der Wohnung fand, sondern auch eine auf der Butter. Wie die Geschichte ausging ist schnell gesagt: Ich bin immer noch verheiratet und immer noch mit Elfi.
Als junger Lehrer hatte ich durch mein Ausbildungsseminar das Schulbiologiezentrum Hannover kennengelernt – und war begeistert. Dort konnte man nicht nur für den Unterricht eine riesige Menge verschiedener Pflanzen und Tiere bekommen – da her stammten auch meine Gespenstschrecken -, sondern auch mit seiner Schulklasse das Zentrum zu ganz unterschiedlichen Themen unter sachkundiger Anleitung besuchen. Der damalige Leiter Dr. Gerhard Winkel beriet mich ausführlich, als ich ihm sagte, so etwas wäre auch für Lüneburg toll. Allerdings meinte er auch, dass in Lüneburg niemand wäre, der die Ärmel hochkrempelte und sich auf den Weg machte. Da hatte er meinen Ehrgeiz geweckt.
Ich krempelte also meine Ärmel hoch und schrieb im Dezember 1988 ein Drei-Stufen-Konzept für die »Einrichtung einer Schulbiologie-Stelle” (SBS) an die Bezirksregierung. Der Startschuss fiel am 1. Februar 1989. Ich wurde fünf Unterrichtsstunden pro Woche für die neue Aufgabe von meinen Unterrichtsverpflichtungen freigestellt und erhielt einen leeren Klassenraum in der Grundschule auf dem Kreideberg. Das gesamte lebende Inventar bestand am Anfang sage und schreibe aus den Gespenstschrecken aus meinem Wohnzimmer und etwa 60 Plastikaquarien, für die ich dankenswerterweise Geld aus dem Schuletat der Grundschule Kreideberg geliehen bekam. Da wir ohne einen Pfennig Geld in der Tasche begannen, erhielt ich Tische, Stühle und einen Schreibtisch aus den Kellerbeständen der Schule.
Ein Jahr später kam ein zweiter Raum hinzu – zunächst befristet bis 1992. Bis dahin sollte eine feste Bleibe gefunden sein. Aber das sollte bis 1996 dauern.

GewächshausDie Gründung der SBS auf dem Kreideberg
Zunächst - so war es mit Stadt und Bezirksregierung vereinbart - betreute die SBS die fünf Kreideberg-Schulen (Grund-, Haupt-, Realschule, Orientierungsstufe und das Gymnasium Herderschule) in Sachen lebende Insekten (Gespenstschrecken) und bezüglich Pflanzenlieferungen. Diese erhielten wir jede Woche als Paket unter einem bestimmten Pflanzenthema wiederum aus dem Schulbiologiezentrum Hannover.  Da die Bezirksregierung täglich einen PKW-Kurierdienst nach Hannover zu den Ministerien unterhielt, unterstützte sie uns, indem sie  die Pflanzenlieferungen mit nach Lüneburg brachte, die wir dann an die Schulen weitergaben. 1991 waren es immerhin 143 Lieferungen mit Zimmerpflanzen, die die Schulen über uns erhielten.
Als dringendstes Problem stand an, woher zunächst ein wenig Geld für den weiteren Aufbau kommen sollte. Erst zu Beginn des nächsten Schuljahres (1989/9o) stand der Punkt »Schulbiologie-Stelle« auf der Tagesordnung einer Schulausschusssitzung der Stadt Lüneburg. Da dort die Idee auf offene Ohren stieß, stellte die Stadt mir zunächst 3.000 D-Mark zur Verfügung, von denen ich Glasterrarien, Heizschlangen und weitere Kleingeräte anschaffte. Auf alle Fälle war die erste Hürde genommen. Und nach und nach kamen immer mehr Tierarten hinzu. So konnten wir unser Angebot ständig erweitern.
Inzwischen hatte der Landkreis alle Schulen in seiner Trägerschaft schriftlich abgefragt, inwieweit bei ihnen Interesse an der Nutzung einer solchen Einrichtung bestünde. Da ein positives Echo zurückkam, stieg auch der Landkreis finanziell mit ein unter der Maßgabe, dass vom Beginn des Schuljahres 1989/90 auch alle Landkreisschulen die Schulbiologie-Stelle nutzen durften. So konnte ich schon 1990 die erste Mitarbeiterin begrüßen: Eine Studentin als Hilfskraft mit 10 Wochenstunden, die damals eine sogenannte 420-Mark-Kraft war. Sie kümmerte sich nicht nur um unsere Tiere, sondern war in alle Tätigkeiten eingeweiht.
Nachdem also der Startschuss gefallen war und sich der SBS-Zug in Bewegung gesetzt hatte, bekamen wir von vielen Seiten Hilfe. Ganz oben an stand weiterhin das Schulbiologiezentrum Hannover, das uns nicht nur mit Pflanzenlieferungen, sondern auch mit verschiedenen Tieren als Stammeltern für die Weiterzucht wie Rennmäusen half. Aber auch die Bezirksregierung und das damalige Schulaufsichtsamt unterstützte die SBS. Von der Hauptschule Stadtmitte bekamen wir beispielsweise einen hölzernen Glasschrank für Stabschrecken, der noch viele Jahre benutzt wurde.
Im Oktober 1991 wurde unser Förderverein gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern waren nur zwei Lehrer; die anderen kamen aus der Elternschaft oder der freien Wirtschaft.

Umzug auf den Uni CampusVon der SBS zum SCHUBZ
Uns wurde nicht nur von vielen Seiten Hilfe zuteil, sondern wir haben auch Glück gehabt.
So half uns der Zufall: Zu unserem ersten ehrenamtlichen Mitarbeiter kamen wir bereits 1990 über die Zeitung. In der LZ las ich einen Artikel über den bekannten Arachnologen (Spinnenforscher) Dr. Günter Schmidt, der nach seiner Pensionierung nach Lüneburg gezogen war. Ein Telefonanruf bei ihm begründete unsere über 14 Jahre andauernde, sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Im Dezember 1991 erschien unsere erste Veröffentlichung mit dem vielsagenden Titel »Spinnen im Unterricht«, die ich mit Dr. Schmidt gemeinsam verfasst hatte. Über Spinnen gab es bis dahin kaum Literatur auf pädagogischem Gebiet. Im Jahre 2000 brachten wir dann eine umfangreiche Spinnenbroschüre mit dem Titel »Spinnen sind klasse!« heraus. Unsere lebende Vogelspinne, mit der ich viele Besuche in Schulen von Stadt und Landkreis unternahm, war ein absolutes Highlight und ein Star bei den Schülern.
Eine unvermutete Unterstützung wurde uns vom damaligen Landeskrankenhaus Lüneburg zuteil. Von 1992 an lieferte das Gewächshaus des LKH jede Woche Pflanzen für die Schulen. Über zwölf Jahre besuchten viele Grundschulklassen die Arbeitstherapie der Gärtnerei, pikierten dort Pflanzen und zogen sie im Klassenraum oder Zuhause auf. Das Besondere daran war, dass dabei Schüler von Patienten des LKH angeleitet wurden. Der Nutzen lag auf beiden Seiten: Schüler hatten die Möglichkeit, einen Teil einer Institution kennen zu lernen, der man in der Öffentlichkeit eher mit Skepsis begegnet und für Patienten war der Kontakt mit unbefangenen Kindern ein großer Gewinn.
Noch eine Hilfe fiel für uns fast vom Himmel: 1992 installierte das Land Niedersachsen ein landesweites Netzwerk von damals 20 Regionalen Umweltbildungszentren. Die Schulbiologie-Stelle Lüneburg gehörte von Anfang an dazu und erhielt somit eine Aufwertung durch das Land Niedersachsen. Damit war sichergestellt, dass das Land Lehrkräfte mit Anrechnungsstunden für die SBS abstellen würde. Unsere erste pädagogische Kraft erhielten wir mit sechs Stunden pro Woche bereits im Februar 92, im August kamen zwei weitere Lehrkräfte ebenfalls mit je sechs Wochenstunden hinzu. So begannen wir, uns ein erweitertes Konzept für unser Angebot zu erarbeiten. Im gleichen Jahr erschien die erste Ausgabe der Info-Schrift »SALTICUS«.
Allerdings blieb eine Frage bis 1996 ungeklärt: Wer sollte Träger unserer Einrichtung werden? Dass dies eine schwierige Angelegenheit sein würde, war uns bei der schon damals finanziellen Knappheit der öffentlichen Hand immer bewusst. Nicht zuletzt hat uns hier der Förderverein neben vielen anderen Institutionen und Personen tatkräftig unterstützt. Nach vierjähriger Suche nach einem neuen, geeigneten Standort und vielem Auf und Ab übernahm die Stadt Lüneburg dann die Trägerschaft der Schulbiologie-Stelle. Ihre Existenz hing damals mehr als einmal am seidenen Faden. Schließlich wurde  ein neues Domizil auf dem neuen Campus der Universität gefunden. Gleichzeitig schloss die Stadt einen Kostenteilungsvertrag mit dem Landkreis. Und aus der Schulbiologiestelle wurde das Schulbiologie- und Umweltbildungszentrum Lüneburg – das SCHUBZ.
Mit dem Umzug auf den Campus der Leuphana Universität wurde das Angebot der Unterrichtshilfen und Unterrichtsmaterialien sowie der Lernangebote an Schulen kontinuierlich erweitert. Außerdem wurde ein Kooperationsvertrag mit der Uni geschlossen. Es entstand mit dem »Lernort Bauernhof« und Einbeziehung vieler lokaler Landwirte eine erhebliche Erweiterung. Diese wurde ab 2002 mit dem Einstieg von Frank Corleis in das SCHUBZ wesentlich ausgebaut, indem er ein interdisziplinäres Waldprojekt mit weiteren Kooperationspartnern installierte.
Als ich mich 2004 aus dem SCHUBZ in den Vorruhestand verabschiedete, tat ich dies mit ruhigem Gewissen und großer Zuversicht, was das weitere Gedeihen der Institution SCHUBZ anging. Ich war sicher, in Frank Corleis einen kompetenten, ideen- und erfolgreichen Nachfolger gefunden zu haben. Heute darf ich sagen, dass er mit seiner Arbeit nicht nur meine Hoffnungen erfüllt, sondern weit übertroffen hat. So hat er das SCHUBZ zu einem großen, überall anerkannten Unternehmen geführt, das auf dem Gebiet der Umweltbildung im Lande Niedersachsen seines gleichen sucht.
Zum 25-jährigem Bestehen der Einrichtung möchte ich nicht nur dem Leiter Frank Corleis, sondern auch jedem der zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ganzem Herzen gratulieren und ihnen weiterhin auf dem eingeschlagenen Pfad so viel Erfolg wie bisher wünschen.

Dr. Rolf-Harald Krause

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